Wenn man sich nicht nur um die Kinder sorgt…

Ich scheine nun mit Mitte 30 in dem Alter zu sein, in dem es anfängt, dass man sich nicht nur um seine Kinder sorgt, sondern inzwischen auch um die eigenen Eltern.

Es ist jetzt ungefähr ein Jahr her, dass ich mir Sorgen um Omali machte. Der eine oder andere hat es vielleicht ein bisschen über Instagram mitbekommen. Omali brauchte ein neues Knie – eigentlich keine so große Sache, aber damit begann alles. Sie hatte sich für eine spezielle Klinik entschieden, mit der sie aus orthopädischer Sicht bereits schon sehr gute Erfahrungen gemacht hatte. Auch die OP mit dem Knie verlief sehr gut und wir waren alle positiv gestimmt.

Omali darf nicht nach Hause…

Leider durfte sie dennoch nicht so schnell nach Hause wie wir alle gedacht hatten. Denn ihr Kreislauf kam nicht in Schwung und sie fühlte sich immer matt. Eines Tages rief mich dann mein Vater an und meinte, dass Omali in ein anderes Krankenhaus, ein allgemeinmedizinisches, verlegt wurde, da sie eine Lungenentzündung habe. Im ersten Moment dachte ich: Nun ja, nicht so schlimm. Klar, muss man bei Kindern und älteren Leute ein wenig aufpassen, aber sie ist im Krankenhaus und in guten Händen.

Dann aber sagte mein Vater, dass er sie leider nicht besuchen und mit den Ärzten reden könne, weil er mit seiner Bronchitis nicht auf diese spezielle Station dürfe. Spezielle Station? Ja, sie sei auf so einer Station speziell für Herz und Lunge und da dürfe nicht jeder rein. Im Prinzip wie bei einer Intensivstation. Da wurde ich hellhörig und versprach hinzufahren. Mein Bruder entschloss sich, aus Wiesbaden zu kommen und gemeinsam fuhren wir dann in die Stadt zu diesem Krankenhaus.

Ein Häufchen Elend

Krankenhausbett

Dies ist natürlich nicht Omali, aber lange Zeit habe ich sie nur in so einem Bett liegen sehen.

Ich kann gar nicht beschreiben, wie geschockt ich war, als ich dann dieses Zimmer betreten habe. Da lag meine Mama. Zusammengesunken wie ein Häuflein Elend, mit einer Atemmaske vor dem Gesicht, schlafend. Sie lag da in diesem Bett und erinnerte mich so sehr an meine Oma, als diese schon sehr abgebaut hatte und es nicht mehr so lange dauerte bis zu ihrem Tod. Ich hätte heulen können.

Ich war in diesem Moment so froh, meinen Bruder an meiner Seite zu haben. Ohne ihn und seine positive Art wäre ich wahrscheinlich doch in Tränen ausgebrochen. Wir haben sie dann geweckt und alles Wichtige besprochen. Auch mit einer der Schwestern konnten wir sprechen und gingen nach einer Stunde doch recht besorgt nach Hause.

Ich kann heute gar nicht mehr sagen, wir lange sie in diesem Krankenhaus war. Jedenfalls musste sie einmal auf auf die Intensivstation wechseln, weil zusätzlich zu der beidseitigen, schweren Lungenentzündung auch noch eine Influenza dazukam. Daher wurde sie isoliert. Auch auf der normalen Station, auf der sie dann auch ihre Enkel besuchen durften, war sie noch eine recht lange Zeit und kam anschließend in eine Kur, in der man sich eben nicht nur um ihre Lunge, sondern auch um das Knie kümmerte, das ja in dieser ganzen Zeit kaum Therapie hatte.

Insgesamt war sie – so meine ich – 4 Monate weg von zu Hause. Auch anschließend musste sie eine Zeit lang noch am Sauerstoff angeschlossen sein, den sie aber glücklicherweise bald weglassen konnte. Die Ärzte, die sich im Nachgang behandelt haben, meinten auch, dass mit der Schwere der Lungenentzündung und auch ihrem Alter nicht zu spaßen gewesen sei und sie wirklich großes Glück gehabt habe.

Bleib noch lange bei uns, Mama!

Inzwischen geht ihr wieder sehr gut – dennoch hat auch mich diese Zeit geprägt. Wann immer sie stark erkältet ist oder hustet, bekomme ich leichtes Nervenflattern. Ich mache mir Sorgen, weil ich gesehen habe, dass es doch recht fix gehen kann… Dass meine Mama eben nicht mehr die starke Frau ist, die sich immer um uns gekümmert hat, die selten krank war, sondern die eben jetzt auch schon eine ältere Frau ist.

Ich weiß, es ist blöd, sich darüber Gedanken zu machen, was sein wird und wie lange ich meine Eltern noch an meiner Seite haben werde. Aber dennoch bin ich Mitte 30 und mir schießen direkt Tränen in die Augen, wenn ich darüber nachdenke, dass meine Mama oder mein Papa irgendwann mal nicht mehr da sind. Hoffen wir, dass das noch lange dauert und auch meine Kinder meine tolle Mama und meinen lieben Papa noch lange erleben dürfen!

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