New Work: Nicht jeder kann sich seine Arbeitszeiten aussuchen!

Gestern habe ich einen Artikel gelesen, der mich ein bisschen geärgert hat. Samsung veröffentlichte einen Trendreport zur Entwicklung der Arbeitswelt und die darin zu Wort Kommenden regen ein Umdenken bei Arbeitszeiten an und fordern intelligentere Office-Lösungen. Darunter auch Magdalena Rogl und Teresa Bücker, die ich beide auch sehr schätze in ihrer Arbeit. Beide sind mutige Frauen, die sich einsetzen und neue Ideen ausprobieren.

Dennoch hat mich der Artikel geärgert, wie mich auch manche Aspekte der Diskussion zum Thema Vereinbarkeit manches Mal ärgern. Denn: Sie sind einseitig und oft selektiv. Ich persönlich profitiere auch davon, dass es heutzutage durch eine gute Vernetzung, Arbeitstools im Internet, Home Office und weitere tolle Möglichkeiten gibt, um Berufs – und Privatleben soweit zu verknüpfen, dass ich flexibel bin und meine Arbeit theoretisch von überall machen kann.

Arbeitszeiten: Wo bleiben die Arbeitnehmer aus der Pflege, aus den Fabriken und dem Einzelhandel?

ABER diese Möglichkeiten haben eben nur ganz wenige. Natürlich ist es sicher erstrebenswert, wenn wir fixe Arbeitszeiten von 9 bis 17 Uhr überdenken. Und wenn wir Arbeitszeitmodelle überdenken statt auf der 40-Stunden-Woche rumzureiten. Ich bin in vollem Umfang dafür offen. Dennoch gibt es eben sehr viele Berufsbilder, in denen das nicht so einfach ist, wie wenn man in einem Büro am Schreibtisch sitzt.

Jemandem, der bei Edeka an der Kasse sitzt, oder jemand, der in einer Autofabrik am Band steht, oder jemand, der in einem Pflegeheim Menschen versorgt… denen ist es schlichtweg nicht so einfach möglich, diese Möglichkeiten des „New Work“ zu nutzen. In solchen Fällen ist es schlichtweg wichtig, dass Menschen in Schichten eingeteilt werden, um eine bestmögliche Versorgung oder die Produktivität zu gewährleisten.

 

Dienstplan my ass

Wer schon einmal einen Dienstplan geschrieben hat, weiß, wie schwierig es ist, alle unter einen Hut zu bekommen. Wenn jeder Arbeitnehmer ein anderes Arbeitszeitmodell hat und man Dinge wie Pausen, Urlaub, Krankheit etc. auch noch mit einberechnen muss, dann wird es wirklich heikel.

„Arbeitnehmer wünschen sich von ihrem Workplace-Modell vor allem flexiblere Arbeitszeiten, standortunabhängigen Datenzugriff, schnelle Netzwerkanbindung, papierloses Arbeiten und weniger Präsenzpflicht.“

Dr. Holger Schmidt

Ja, das mag stimmen für Leute wie mich, die in der digitalen Welt arbeiten. Für Leute, die im Büro arbeiten. Aber was ist mit all den anderen? Die haben nun mal im Kindergarten und in der Schule, in der Fabrik oder im Einzelhandel Präsenzpflicht. Ihre Arbeit wird nicht durch Computer und Smartphone wesentlich erleichtert. Ihnen nützen diese ganzen Vorteile wenig bis gar nichts. Und ich habe oft das Gefühl, dass diese Arbeitnehmer bei der ganzen Diskussion überhaupt nicht berücksichtigt werden. Es geht immer nur um die „Kreativen“, die Bürohengste.

Ich plädiere dafür, diese Diskussion um Arbeitzeitmodelle wieder mehr zu öffnen und sich den ganzen Arbeitsmarkt anzuschauen. Mit Sicherheit muss es hier individuellere Lösungen geben und wie in dem Artikel geschrieben gibt es gerade für den Office-Bereich schon tolle Möglichkeiten, die nun auch noch bei den Chefs ankommen und umgesetzt werden müssen. Aber wir sollten eben nicht vergessen, dass es für andere Branchen auch andere Lösungen geben muss. Und um zu Lösungen zu kommen, dürfen wir sie in der Diskussion nicht vergessen.

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