Interview: „Sie war sehr tapfer“ – Wenn die Oma bei der Geburt des Enkels dabei ist
Verena und Bianca sind Mutter und Tochter und sie haben ein besonderes Erlebnis geteilt,: Die Geburt des ersten Kindes bzw. Enkels. Der kleine M ist inzwischen 2 Jahre alt und vor 4 Monaten hat Bianca das zweite Kind bekommen.
Über die gemeinsame Erfahrung im Kreißsaal haben sie mit mir gesprochen.
Wie würdet ihr euer Mutter-Tochter-Verhältnis beschreiben?
Bianca: Sehr innig.
Verena: Das kann ich unterstreichen. Äußerst innig. Fast Siamesische Zwillinge.
Hat das dazu beigetragen, dass ihr euch dazu entschlossen habt, dass du als Oma bei der Geburt des Enkels dabei bist?
Verena: Das war eher Zufall.
Wie kam es denn dazu?
Bianca: Marcus (Anmerkung: Biancas Ehemann) war die ganze Zeit dabei, aber es ging relativ lang. Dann hieß es, er soll nach Hause gehen, sich ausruhen und mit dem Hund spazieren gehen. Solange kommt dann die Oma.
Verena: Mann muss noch dazu sagen, dass im Vorfeld ausgemacht war – er war ja weg am Wochenende davor – dass wenn er nicht da ist, dass ich mit dir mitgehe. Das war im Vorfeld schon ganz klar.
Bianca: Stimmt, es war so, dass Marcus das Wochenende, bevor M kam, ein ganzes Wochenende im Allgäu auf einem Junggesellenabschied war. Und da haben wir schon vorher gesagt, dass meine Mutter mitgeht, wenn es dann losgeht, damit ich nicht alleine gehen muss. Das war schon vorher besprochen. Dass sie dann aber tatsächlich mit dabei war, lag eher daran: Marcus wollte gerade gehen, als sie kam und die Hebamme meinte „Oh es geht weiter“. Und dann ist sie einfach mit dabei geblieben.
Verena: Nein, dein Mann hat gesagt, ich soll dabei bleiben.
Bianca: Ah siehste, das habe ich gar nicht mitbekommen.
Verena: Also ich hätte mich da nicht aufgedrängt, aber Marcus meinte, ich kann gerne bleiben. Ich glaube, es war ihm sehr sympathisch, dass noch jemand dabei ist. beide lachen Klar, ich denke, wenn die Männer dann sehen, dass die Frau leidet, und damit dann so ganz alleine umgehen müssen…
Und wir dachten zu dem Zeitpunkt, ich bleibe nur kurz.
Bianca: Ja, das hieß es, denn das war am Vormittag. M kam dann abends um halb 6. Und so lange ist sie dabei geblieben.
Verena: Ich hatte dann gerade noch Zeit, zum Pferd zu gehen. beide lachen
Wie hast du das empfunden, deine Tochter so leiden zu sehen?
Verena: Ganz schrecklich. Also sie leiden zu sehen war natürlich ganz furchtbar. Gut war es natürlich, dass ich sie schon geboren hatte und man weiß dann, was sie durchmacht, aber danach ist ja wieder alles gut. Aber es ging ja auch sehr lange und sowas muss man schon sehen können. Aber sie war sehr tapfer. Dadurch dass auch Marcus dabei war, haben wir uns ein bisschen vom Schmerz abgelenkt und ein bisschen Blödsinn gemacht. Wir haben versucht, eine familiäre Atmosphäre zu schaffen.
Bianca: Das hab ich alles nicht mitbekommen. Ich war so kaputt. Ich wusste, die beiden sind da, aber ich habe nichts von den Späßchen mitbekommen.
Verena: Du warst so fokussiert.
Bianca: Aber für Marcus war es bestimmt gut, dass er noch jemanden an seiner Seite hatte. Bei C (Anmerkung: Die 4 Monate alte Tochter) hatte er Glück, da war er nicht lange dabei. Beide lachen (Anmerkung: Bei der Tochter ging die Geburt sehr schnell und dadurch hat der Papa nur die letzten 10 Minuten der Geburt mitbekommen.)
Gab es Überlegungen, ob du auch bei C’s Geburt dabei bist?
Verena: Nein, denn da hatte ich M, auf den ich aufgepasst habe währenddessen. Wäre das nicht gewesen, klar.
Bianca: Jederzeit. Ich hätte dich gleich wieder mitgenommen.
Verena: Ich wäre auch mitgegangen. Aber ging nicht wegen M. Aber ich hätte es zeitlich wahrscheinlich gar nicht geschafft. Sie lacht C kam ja quasi so „fupp, raus“. Hätte sich gar nicht gelohnt. Sie lacht
Bianca: Marcus hatte 9 Minuten, dann war sie auch schon da.
Verena: Aber das Ganze an sich ist eine tolle Erfahrung. Man liegt ja selbst nicht mit Schmerzen rum, daher kriegt man das alles ganz anders mit. Es war schon sehr beeindruckend. Wir haben schon rumgefrotzelt, als M. dann endlich mal Haar gezeigt hat, dass er aussieht wie ein Minion. Die Haare standen hoch wie bei diesem einen Minion. Wir meinten dann: Kein Wunder braucht der so lange. Minions sind ja eigensinnig.
Ich kann es nur empfehlen, wenn man jemanden hat, mit dem man so eng ist. Ich glaube, jeden kann man nicht dabei gebrauchen.
Ja, das denke ich auch, dass man auf der einen Seite als Gebärende nicht jeden dabei haben möchte. Und auch als Mutter ist das eine intensive Erfahrung, was vielleicht auch nicht jede Mutter kann.
Verena: Das stimmt. Aber wir sind ja recht robust, sag ich mal.
Bianca: Das ist so. Wir sind da nicht so zimperlich.
Verena: Raus muss es, egal wie.
Bianca: Ich würde es auch jederzeit wieder so machen. Aber ich bin jetzt durch mit dem Kinderwunsch.
Verena: Gut so. Ich kann ja eh nicht mehr mit. Außer wir lassen Marcus mit den Kindern daheim.
Hat sich das Verhältnis von euch seither verändert?
Verena: Nein. Es geht nicht enger. Aber das war die Krönung
Bianca: Es hat so sein sollen.
Verena: Aber vielleicht ist deswegen das Verhältnis zu M enger. Wir haben eine sehr besondere Beziehung. Auch von seiner Seite aus. „Er liebt halt seine Oma“, sagt der Opa immer. Wenn was ist, dann soll Oma mit, zum Beispiel wenn er ins Bett soll. Bianca sagt dann „Oma will nicht ins Bett.“, aber er antwortet: „Doch. Oma muss schlafen“.
Bianca und ich gingen gemeinsam zur Schule und waren damals sehr eng befreundet. Schon damals habe ich mir oft gedacht, dass dieses Mutter-Tochter-Gespann etwas besonderes ist, da sie sehr eng verbunden waren und auch vieles zusammen unternommen haben. Alleine das Hobby Pferd hat sie beide sehr viel Zeit miteinander verbringen lassen und zeitweise wohnten sie auch Tür an Tür.
Danke an Bianca und Verena für dieses lustige und auch sehr offene Interview!
Habt ihr in eurer Familie auch besondere Erlebnisse geteilt, habt Lust auf ein Interview oder wollt uns in einem Gastbeitrag etwas erzählen, dann meldet euch gerne bei uns: kontakt@warenwirauchso.de
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