Waschtag – die zweite Geschichte

Meine Erfahrungen vom Waschtag als Kind habe ich schon beschrieben. Eine andere Art Waschtag hatte ich in meiner Teenager Zeit im Sommer 1971. Ich wollte mit zur Klassenfahrt nach Südtirol. Das hat damals für zwei Wochen vierhundert Mark gekostet.

waschmaschine

Eine moderne Waschmaschine wie diese – davon war nur zu träumen damals.

Das war sehr viel Geld für meinen Vater als Alleinverdiener mit großer Kinderschar. Also musste ich selber Geld verdienen. Wie gut, dass ein Verwandter eine eigene Wäscherei hatte. In den großen Ferien konnte ich dort arbeiten. Hauptsächlich wurde dort Wäsche für Hotels und Gaststätten gewaschen und gemangelt. Die Wäsche musste aus den großen Waschmaschinen in Bottiche aus Metall mit Rollen gehoben werden (wohlgemerkt tropfnass) und dann in eine riesige Schleuder gefüllt werden. Die Teile waren natürlich sehr schwer, da es sich hauptsächlich um große Tafeltücher und Tischdecken handelte. Auch viel Bettwäsche war dabei. Da war Muskelkraft gefragt und meine Arme schienen mit der Zeit immer länger zu werden.

Die Krönung war jedoch die Arbeit an der Heißmangel. Die war ungefähr zwei Meter breit und wurde von zwei Frauen bestückt, die darauf achten mussten, dass die Teile glatt auf die Walze kamen. Auf der anderen Seite waren zwei, die dann die Stücke zusammenlegten, alles nach einem bestimmten System. Ich habe noch nie so viel geschwitzt und getrunken, wie in diesem heißen Sommer an der Heißmangel. Die Frauen sagten immer zu mir:“Mädle, trink! Durscht isch schlimmer als Hoimweh.“

Aber ich habe die drei Wochen durchgehalten und mir meinen Landschulheim-Aufenthalt erarbeitet. Das schönste war jedoch mein letzter Arbeitstag. Die Chefin gab mir meinen Verdienst und einen Hundert-Mark-Schein extra, weil ich so fleißig war und so schwitzen musste. Für mich war das ein Vermögen.

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