einerschreitimmer im Interview: Denn sie wusste nicht, was auf sie zukommt!

„Einer schreit immer“ – das ist nicht nur das Motto, sondern schlichtweg der Zustand im Haus von Anneliese Attersee. Denn sie hat Zwillinge und wenn keiner ihrer beiden Jungs schreit, dann ist sie es. Auf ihrem Blog, der genau so heißt – Einer schreit immer – erzählt sie witzig und kurzweilig die ungeschminkte Wahrheit über das Leben als Zwillingsmama. Uns hat sie ein paar Fragen beantwortet. 

Liebe Anne, könntest du dich meinen Lesern bitte kurz vorstellen: Wer bist du, was machst du und was kann man auf deinem Blog lesen?
Ich bin Windelwechslerin, Kindergeburtstagsveranstalterin und Bloggerin – nebenbei bin ich im Bereich „Irgendwas mit Medien“ tätig. Eines meiner Kinder schreit meistens – das ist ganz normal bei Zwillingen. Auf meinem Blog gibt es daher Geschichten rund um das Leben mit Zwillingen. Und dieses Leben kann mitunter sehr chaotisch sein. Zwischendurch berichten auch andere Zwillingsmütter von ihrer Schwangerschaft und hin und wieder gibt es auch Experten-Interviews zu spannenden Themen rund um Kind und Kegel. Wenn ich nicht weiß worüber ich bloggen soll, dann stelle ich ein familientaugliches Rezept online oder eine Bastel-Anleitung….

Als du erfahren hast, dass du Zwillinge bekommst, was war dein erster Gedanke?
Ich dachte mir: „Ach wie süß! Dann habe ich alles in einem Aufwasch erledigt!“ Damals wusste ich ja noch nicht was mich erwartet: Ich spreche dabei von Brechdurchfall mit zwei Kindern und durchwachten Nächten. Natürlich ist es wunderbar und einzigartig zwei Kinder gleichzeitig aufwachsen zu sehen, aber es ist auch eine große Herausforderung.

Und was meinte dein Mann dazu?

einerschi1Der hat sich auch sehr gefreut. Der wusste auch nicht was auf ihn zukommt. Als Zwillingspapa ist man vermutlich noch mehr in die Versorgung der Kinder eingebunden als ein Einlingspapa. Denn ohne Papa läuft bei uns gar nichts. Mein Mann kann übrigens schneller wickeln als so manche Einlingsmama. Ich bin sehr froh, dass er einen Teil seiner Arbeit frei einteilen kann und somit auch viel für die Kinder da ist. Auch er genießt das sehr.

 

Spielen die Großeltern eine besondere Rolle?
Ich denke, dass die Großeltern gerade bei Zwillingen mehr eingebunden sind, weil zwei Kinder einfach mehr Arbeit geben. Meine Mutter kann aus gesundheitlichen Gründen leider nicht so viel helfen wie sie möchte, aber sie versucht uns zu unterstützen wo es geht. Generell empfehle ich werdenden Zwillingseltern: Haltet euch Oma und Opa warm – ihr werdet sie dringend brauchen!

Was ist deiner Meinung nach die größte Herausforderung bei Zwillingen im Allgemeinen und womit habt/hattet ihr am Meisten zu kämpfen?
Ich empfinde es als besonders fordernd, beiden Kindern gleichzeitig gerecht zu werden. Die sind gleich alt, haben die gleichen Bedürfnisse und wollen alles gleichzeitig. Außerdem hat man immer ein unglaublich schlechtes Gewissen: Mit Zwillingen kann man ja nicht einfach so mal schnell Babyschwimmen gehen. Das geht einfach nicht. Auch Spielgruppe und ähnliches sind ein unglaublicher Aufwand. Und trotzdem möchte man natürlich die Kinder best möglich fördern. Ich denke das ist auch ein Grund, warum mein Blog ganz gut funktioniert: Hier treffen sich Gleichgesinnte, die sich austauschen können. Und man merkt schnell: So wie man es macht, ist es total in Ordnung…

Als „Laie“/Einlingeltern denkt man ja immer, Zwillinge sind sich so ähnlich, da können nicht mal die Eltern unterscheiden. Okay, das ist überspitzt, aber sind sich deine Jungs sehr ähnlich oder haben sie ganz verschiedene Charaktere? Und in dem Zuge: Fördert ihr die Unterschiedlichkeiten/Ähnlichkeiten, indem ihr sie z.B. verschieden/gleich anzieht oder sie später mal in unterschiedliche Klassen schickt?
Schon alleine vom Aussehen her sind meine Kinder völlig unterschiedlich: Einer blond und blauäugig und relativ stattlich, der zweite dunkelhaarig, braunäugig und sehr zart. Man glaubt gar nicht, dass es Zwillinge sind. Auch vom Charakter her sind sie absolut unterschiedlich. Und während der eine motorisch sehr begabt ist, redet der andere wie ein Wasserfall. Sie haben also auch unterschiedliche Stärken. Weil sie sich gar nicht ähnlich sind, ziehen wir die beiden gleich an – damit man wenigstens irgendwie erkennt, dass sie Zwillinge sind. Im Kindergarten möchte ich die beiden aber gerne trennen. Das liegt daran, dass einer der Jungs eher dominant ist und deswegen auch mehr Aufmerksamkeit bekommt. Ich möchte, dass die beiden im Kindergarten nicht als „Die Zwillinge“ wahrgenommen werden, sondern ihre eigene Persönlichkeit entwickeln können. Wie es dann in der Schule sein wird? Das weiß ich nicht – aber vom jetzigen Standpunkt aus würde ich sie in die gleiche Klasse geben. Liegt wohl aber eher an meiner Faulheit, dass ich nicht zu zwei Elternsprechtagen gehen möchte… Aber bis zum Schulbeginn ist noch viel Zeit – meine Meinung kann sich zu dem Thema also noch ändern.

Wenn man mehr als ein Kind hat, spielt Bevorzugung/ Benachteiligung eine große Rolle. Ich könnte mir vorstellen, dass dies bei Zwillingen noch einmal ein ganz anderes Kaliber ist. Hast du das Gefühl, dass das bei euch ein Thema ist?
Das ist bei uns ein großes Thema. Wie ich sagte ist einer der Jungs eher zierlich – er ist daher auch öfter krank und bekommt dadurch mehr Aufmerksamkeit. Ich habe oft ein extrem schlechtes Gewissen deswegen. Weil mein Mann und ich uns aber der Situation bewusst sind, versuchen wir mit Kind Nummer 2 dann immer „Exklusiv-Zeit“ zu verbringen, damit auch er im Mittelpunkt steht.

Oft sind es ja die Menschen von außerhalb, die am meisten nerven. Was ist der blödeste Kommentar, den du zu deinen Jungs bisher gehört hast?
Blöd ist so eine Sache: Mir ist es ziemlich egal was die Leute reden. Was jedoch lustig ist, sind die vielen Kommentare von Fremden auf der Straße. Als Zwillingsmutter hört man da viel. Ich habe dazu auch schon mal ein Bullshit-Bingo gemacht.

Natürlich wollen wir auch wissen: Was ist das schönste/lustigste/skurrilste, was du mit deinen Kindern erleben durftest?

einerschi2Am schönsten finde ich es, wenn ich merke dass die Kinder richtig kluge Dinge tun. Dass sie etwas gelernt bzw. aufgeschnappt haben, ohne dass ich es ihnen vorgebetet habe. Etwa wenn eines der Kinder plötzlich beginnt ein Lied zu singen, das ich ihnen am Vortag vorgesungen habe.

Was sind die Themen, die Eltern, die keine Mehrlinge haben, gar nicht auf dem Schirm haben, aber bei dem sich Zwillingseltern wissend zulächeln?
Wir Zwillingsmütter haben einen Ausspruch der trifft es ganz gut: „Ein Kind ist kein Kind.“ Ich empfinde es wirklich immer als total entspannend, wenn ich mit nur einem der Zwerge unterwegs bin, etwa beim Einkaufen. Es fühlt sich teilweise an wie Urlaub. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Arbeit, die Zwillinge machen, echt unterschätzt habe. Man weiß das erst, wenn man sie zu Hause hat.

Was würdest du Eltern raten, die sich in ihrer Schwangerschaft auf Zwillinge vorbereiten?
Cool bleiben und vorschlafen. Es ist anfangs zwar hart – aber es wird gut!

Empfiehlst du uns zum Schluß noch ein paar lesenwerte Blogs/ Twitterer/ Instagram-Eltern?
Ich lese Stadt-Land-Mama sehr gerne und auch „Eine ganz normale Mama“ – beide erzählen sehr humorvoll und ehrlich aus dem Alltag mit Kindern. Wer Basteltipps sucht, ist bei Tollabea vermutlich am besten aufgehoben und wer mit Kindern garteln und kochen möchte, dem lege ich „Kids, cooks and composts“ ans Herz.

 

Vielen, vielen Dank an Anne für ihre offenen Antworten. Liebe Leser, wir legen euch Annes Blog sehr ans Herz. Ihr lernt dort nicht nur, womit Zwillingseltern zu kämpfen haben – ihr erfahrt dies auf eine äußerst amüsante Art und Weise. Wer hier nicht schmunzelt, hat sein Lachorgan verloren. 

Ihr findet einerschreitimmer auch auf Facebook, Twitter und Instagram.

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